Mehr Staatshilfe für Parkinson-Patienten notwendig!
„Es ist unsere Pflicht, behinderten Mitbürgern zu helfen, um wieder ins Leben
zurückkehren zu können. Kompetente Menschen, die die Möglichkeit haben, Dinge zum
Besseren zu verändern, müssen gefunden und gefördert werden“, betont Dagmar
Pupalová. Sie ist Mitbegründerin und Präsidentin des gemeinnützigen Vereins Pupalky,
der sich für die Verbesserung der körperlichen Verfassung von betroffenen
Parkinsonkranken mit verschiedenen Arten von Bewegungs- und Musiktherapie einsetzt.
Miroslav Čaplovič, Pravda 09.08.2022 12:00

Foto: Archív Dagmar Pupalovej
Dagmar Pupalová (rechts) mit ihrer Schwester Miriam Pupalová (links) vom Verein Pupalky
im Bild mit Erika Karová (Mitte), die die Erika-Karová-Stiftung leitet.
Sie widmen sich freiwillig der Hilfe Parkinson kranken. Was hat
Ihre Entscheidung beeinflusst, eine helfende Hand Menschen
mit Parkinson zu geben?
„Ausschlaggebend war die Tätigkeit meiner Schwester Miriam. Eines schönen Sonntags,
nachdem sie mit Parkinson Patienten trainiert hatte, teilte sie mir mit, dass Sie auch gerne
tanzen würden. Hier hat alles angefangen. Die erste Tanzstunde war für mich
buchstäblich schockierend. Wer denkt, es geht nur ums Händeschütteln, der irrt sich. Dereine Parkinsonkranke läuft, der andere erstarrt in der Körperbewegung. Ein anderer muss
festgehalten werden, damit er nicht zu Boden fällt. Bewegung und Tanz sind bei dieser
Diagnose ein positiv unterstützendes und notwendiges Bindeglied. Da wurde mir klar,
dass es wichtig ist, Tanzkurse zu machen und die breite Öffentlichkeit über diese schwer
zu kontrollierende Diagnose aufzuklären.“
Wie kann eine Person herausfinden, dass es um einen Par-
kinson-Erkrankten geht und nicht um eine betrunkene oder
unter dem Einfluss psychotroper Substanzen stehende
Person?
Ein Laie, der keine Informationen über die Symptome der Parkinson-Krankheit hat,
befindet sich in einer verwirrenden Situation. Er kann nicht wissen, dass es sich um einen
anständigern Mensch handelt, dessen Körper von“ Parkinson beherrscht“ wird. Denken
Sie einen Moment nach. Wievielmal standen Sie schon an einer Haltestelle und sahen
eine „kreiselnde Person“ oder jemanden, der plötzlich vor Ihnen stand und Sie irritiert?
Wie war Ihre Reaktion? – Leider oft abwendend und somit fürchterlich für Parkinson-
Patienten. Auch aufgrund solcher unangenehmen Erfahrungen bleiben die Betroffenen
lieber zu Hause „gefangen“. Deswegen hat Pupalky an einem „Erkennungszeichen“
gearbeitet: Ein Markenzeichen in Form eines auf der Kleidung sichtbar getragenen
Achtecks informiert den Laien darüber, dass es sich um einen Patienten mit Parkinson
handelt. Dadurch sollten Betroffene richtig erkannt werden und keine Angst vor
unangenehmen diskriminierenden, beleidigenden Äußerungen in der Öffentlichkeit haben
müssen.

Foto: Archív Dagmar Pupalovej
Aus der Probe eines Theaterstücks über Parkinson Krankheit, namens Nosnikrap. Es wurde von
Dagmar Pupalová geschrieben.
Wie effektiv ist die staatliche Gesundheitsfürsorge für
Parkinson-Patienten in der Slowakei und im Vergleich
zu den am weitesten entwickelten Ländern der
Europäischen Union?
Zunächst möchte ich anmerken, dass der Verein Pupalky mit vielen Fachleuten
zusammenarbeitet, die versuchen, Patienten den Kampf gegen die Krankheit zu
erleichtern. In der Slowakei befinden sich sowohl die Ärzte als auch unsere Patienten in
einer schwierigen Situation. Wir hören positive, aber leider immer häufiger sehr negative
Berichte von Patienten. Lasst uns mehr Rücksicht aufeinander nehmen, niemand weiß,
wann er Hilfe braucht. Tatsache ist, dass unseren Patienten die Unterstützung des
Staates fehlt, es fehlt auch mindestens ein hierfür zuständiges slowakisches Mitglied
sowohl in der Nationalversammlung der Slowakischen Republik als auch im Europäischen
Parlament, das die Interessen Parkinsonkranker vertreten würde. Der Staat vergisst auch
den Angehörigen von behinderten Bürgern zu helfen. Wir müssen die Kompetenten
fördern, die die Möglichkeit haben, die Dinge zum Besseren zu verändern, aber im
Moment schlafen jene wie „die ungeküsste Dornröschen“. Der Verein Pupalky studiert die
Gesundheitsversorgung für Parkinson-Patienten in anderen EU-Ländern und will die
besten Systeme auswählen und versuchen, diese in unserem Land umzusetzen. Es ist
unsere Pflicht, behinderten Mitbürgern zu helfen, wieder ins Leben zurückzukehren.
Was war die Mission einer in Banská Bystrica speziell
für Parkinson-Patienten organisierten Veranstaltung?
Unserem Bürgerverein Pupalky ist es in Zusammenarbeit mit der Vertreterin des
Regionalvereins SPS Parkinson Banská Bystrica Ivetka Burkovcová und der Erika-
Karová-Stiftung gelungen, eine großartige humane Sportveranstaltung durchzuführen.
Aus der ganzen Slowakei kamen Parkinson-Patienten. Auch junge Sportler, Kinder und
Waisenkinder aus der Ukraine nahmen an der Veranstaltung teil. Die Mission war, Kindern
durch gemeinsame Sportspiele die Möglichkeit zu geben, Menschen mit Parkinson
kennenzulernen und sich über die Symptome dieser Krankheit zu informieren. Wir haben
mit dieser schönen Veranstaltung geschafft, die Werten des gegenseitigen
Verständnisses, der Unterstützung, der Hilfe und des Mitgefühls für alle, unabhängig von
Alter oder Behinderung weiterzugeben.
Wäre es sinnvoll, einen Unterricht in Grund- oder
Mittelschulen zu haben, damit junge Menschen etwas
über Parkinson und ihre Probleme erfahren?Natürlich ja, und wir planen auch, uns in dieser Angelegenheit an den Bildungsminister zu
wenden. Unsere gesamte Gesellschaft würde davon profitieren. Junge Menschen würden
ihre Gesundheit mehr wertschätzen, sie könnten in kritischen lebensbedrohlichen
Situationen richtig reagieren und helfen.
Wenn ein Parkinson-Kranker auf einem Zebrastreifen „einfriert“ und ein Autofahrer grünes
Licht bekommt, kann man sich die Stresssituation der Beteiligten leicht vorstellen. Daher
ist es unser Ziel, junge Menschen über die Symptome der Parkinson-Krankheit
aufzuklären und einen „Leitfaden für die richtige und schnelle Hilfe“ bereitzustellen. Wir
glauben, dass das Theaterstück „Nosnikrap“, das Dagmar Pupalova geschrieben hat und
für das der Kulturminister und der Justizminister die Schirmherrschaft übernommen
haben, für das Publikum lehrreich und hilfreich sein wird. Es wurde vom Kulturministerium
finanziell unterstützt.
Die Parkinson-Krankheit
Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurodegenerative Erkrankung,
die sowohl das zentrale als auch das periphere Nervensystem betrifft. Sie äußert
sich in einer Verschlechterung der motorischen Funktionen, mit einer
charakteristischen Verlangsamung der Mobilität, mit Zittern und später mit
psychischen Symptomen.
Parkinson tritt vor allem bei älteren Menschen auf, häufiger bei Männern als
bei Frauen. Es betrifft etwa ein Prozent der Bevölkerung über 60 Jahren (obwohl
es auch jüngere Menschen befällt). Es hängt mit dem Verlust von Nervenzellen in
der Substantia Nigra des Gehirns zusammen. Aus dem Lateinischen übersetzt ist
dies jene schwarze Substanz mit paariger Struktur im Mittelhirn, die eine wichtige
Rolle bei der Bewegungssteuerung spielt.
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